Die Sonne lachte vom Himmel über Hösbach, als im Gewerbegebiet Hösbach über ein Dutzend Oldtimer auftauchten. Ziel war das Lackiercenter Hösbach, wo der Chef die Oldtimerfreunde Aschaffenburg exklusiv in Geheimnisse seines Beruf einweihte. Erdal Ertürk ist seit über 35 Jahren im Geschäft und ist selbst Oldtimerfahrer mit Vorliebe für Mercedes-Benz, aber auch an Amerikanern hängt sein weites Herz. Auch ein Opel Olympia, der auf seinen Umbau zum Top Chop wartet, beweist seine Begeisterung für unser Hobby.

Zunächst ging es um die Lackierung von Unfallfahrzeugen. Schnell wurde uns Laien klar, welcher Aufwand betrieben wird, um eine einwandfreie Lackqualität zu sichern. Aufwändige Absauganlagen und Filter stellen den Schutz der Mitarbeiter in der Lackierkabine und den Schutz der Umgebungsluft sicher. Andererseits fällt viel Müll an. Denn die modernen Wasserfarben für Fahrzeuge ungefähr ab dem Jahr 2000 enthalten zwar weniger Lösungsmittel, die Einsätze für die Spritzpistolen sind aber nicht wiederverwendbar und landen im Abfall. Die alten Acryllacke, die bei den meisten Oldtimern verwendet wurden, sind für Reparaturzwecke aber immer noch im Einsatz. Ob Alt- oder Neufahrzeug: Wenn eine Versicherung die Kosten übernehmen soll, beginnt oft ein schwieriger Regulierungsvorgang, der eventuell auch den Rat eines Anwalts erfordert. Die gute Nachricht: Der Kunde kann und sollte auch die Qualität und damit Dauer sowie Kosten der Reparatur bestimmen.

Wichtiges Kapitel ist die Lackpflege, wo Erdal Ertürk tief in seine Kenntnisse aus seiner früheren Angebotspalette als Aufbereiter zurückgriff. Er empfiehlt, den Oldtimer-Lack gründlich zu polieren und mit Wachs oder Ähnlichem zu versiegeln. Es kann sinnvoll sein, dies von einem Profi machen zu lassen (1.Grundreinigung 2. Schleifpolitur 3. bei dunklen Farbtönen eine Hologramm-Politur und anschließend 4. Wachsversiegelung). Danach reicht es aus, den Schmutz auf der Karosserie sorgfältig mit viel Wasser „einzuweichen“ und dann mit einem Naturschwamm und viel Reinigungsschaum abzuwaschen. Eine Trocknung mit Mikrofasertüchern beendet den Weg zu einem glänzenden Lack, der jahrelang strahlt. Waschanlagen sind zwar schneller, die verwendeten Reinigungsmittel schaden aber dem Schutzfilm aus Wachs.

Am Beispiel eines Mercedes-Benz 280 SL (Pagode) zeigte Erdal Ertürk auf, wo die Problemzonen bei diesen komplex aufgebauten Oldtimern liegen. Und dass auch ein vermeintlich niedriger Einkaufpreis in Verbindung mit heutigen Ersatzteilpreisen und Stundenlöhnen schnell die Grenze der Wirtschaftlichkeit erreichen kann. Aber allein nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten handelt ja kaum ein Oldtimerfreund.

Viele weitere Punkte waren im Gespräch, von der segensreichen Reinigungsknete zur Lackreinigung bis hin zu den Problemen, wenn Elektrofahrzeuge zur Reparatur kommen. Sachkunde gepaart mit Freundlichkeit und Eingehen auf die speziellen Probleme von Oldtimerfahrern haben wir erlebt. Dafür herzlichen Dank! Und das Beste: Wir dürfen mal wiederkommen.

Text und Fotos: Rüdiger Bonneß