Sonntagsleere herrschte auf dem großen Parkplatz des Admira-Centers in Goldbach. Doch dann wurde der etwas triste Anblick jäh beendet: Von allen Seiten strömten klassische Fahrzeuge herbei. Motoren stoppten und Menschen begrüßten sich freudig, die sich lange nicht gesehen hatten. Die Sonne schien vom blauen Himmel und Frühjahrsausfahrt der Oldtimerfreunde Aschaffenburg konnte beginnen.

Über 20 Oldtimer standen bereit, eine schöne touristische Ausfahrt durch Spessart, Taubertal und Odenwald zu machen. Vom kleinen Fiat 500 als Kombi bis zum großen Bentley Continental Serie 3 mit seinen „Chinese Eyes“ reichte die Palette. Ältestes Fahrzeug war ein Triumph Roadster mit „Schwiegermuttersitz“ aus dem Baujahr 1947. Stark vertreten wie immer die Mercedes SL-Riege (R 107) und die Meute der Porsche 911. Auch die Zweitakter-Fraktion nahm mit einem wohlgerundeten DKW F 94 aus dem Jahr 1958 teil.

Das Organisatorenteam Bonneß/Harink schickte die Teams nacheinander auf die Strecke. Um Kolonnenbildung zu vermeiden, musste jedes Team am Start eine Frage nach Typbezeichnungen von Oldtimern beantworten. Auf wenig belebten Landstraßen führte die Strecke in die Spessarthöhen bei Rohrbrunn, um die Oldtimer von dort langsam in das Maintal herabzuführen. Schon in diesem Streckenabschnitt verlor der Triumph eine Mutter an der Lichtmaschine. Aber das Team gab nicht auf und organisierte per Handy Ersatz. Was für ein Triumpf, als der Triumph wieder auf der Strecke war.

Im Maintal ging es auf der rechten Mainseite von Hasloch bis Freudenberg, dort über den Main und dann auf der linken Mainseite zurück bis nach Wertheim. Das ist eine wunderschöne und abwechslungsreiche Strecke. Die Teams konnten aber nicht nur die roten Sandsteinfelsen bewundern, sondern mussten parallel auch anhand von Fotos Bauten entlang der Strecke entdecken. Aber das schafften eigentlich alle sehr gut.

In Wertheim zweigte die Straße in das Taubertal ab. Idylle pur, entlang der Tauber und den Weinbergen die Landschaft zu genießen. Nach einigen Kilometern tauchte die Gamburg über dem gleichnamigen Ort auf. Hier war das Zwischenziel der Ausfahrt. Über den engen Burgweg fuhren die alten Autos hinauf bis vor die Burg, die von der Familie von Mallinckrodt bewohnt und instandgehalten wird. Im Jahr 2011 waren die Oldtimerfreunde hier schon einmal zu Gast gewesen.
Zunächst einmal wurden die Teams auf der Burgterrasse kulinarisch betreut. Die ganze Familie von Mallinckrodt war angetreten, uns mit warmen und kalten Speisen zu verwöhnen. Im Schatten der Bäume fanden lebhafte „Benzingespräche“ statt; langjährige Oldtimerfreunde trafen auf neue Teilnehmer – so soll es sein.

Der Höhepunkt dieser Etappe war aber zweifellos die Burgführung durch den Burgherrn Goswin von Mallinckrodt persönlich. Mit großem erzählerischem und komödiantischem Talent führte er die Gruppe zurück in die Zeit des 12. Jahrhundert, als die Geschichte der Gamburg als Lehen des Mainzer Kurfürsten begann. Nie durch Kriegshandlungen zerstört, ist sie heute ein Kulturerbe von europäischem Rang. Wir konnten vor allem den Saalbau bewundern, einer der repräsentativsten des deutschen Hochmittelalters. Die „Barbarossa-Fresken“ gelten als die ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen. Lebhaft schilderte der Burgherr die Hintergründe und Details der einzig erhaltenen Original-Ausmalungen eines Rittersaals mit Szenen des Kreuzzugs von Kaiser Friedrich I.. Diese enthalten auch eine der frühesten Inschriften in deutscher Sprache und vieles andere mehr. Dies alles wurde 1986 bei Bauarbeiten zusammen mit außergewöhnlich prächtig geschmückten Doppelarkaden der Stauferzeit mehr zufällig entdeckt. Schönes Detail: Der Saal selbst verfügte ursprünglich sogar über eine Fußbodenheizung.

Wir hätten noch stundenlang zuhören können, aber der nächste Streckenabschnitt stand bevor. Die Probleme mit der Wegfahrsperre eines stattlichen Mercedes 300 SEL 6,3 konnten noch schnell behoben werden. Beim Start fragten die Organisatoren erstmal ab, welches Leergewicht wohl zu welchem Autotyp gehörte. Danach ging es auf die Hochebene Richtung Külsheim. An der Steigung wurde dem DKW sehr warm ums dreizylindrige Herz mit seiner Thermosyphon-Kühlung (ohne Wasserpumpe). Aber einige Minuten Pause genügten, und der „Große DKW 3=6“ konnte seine 40 PS wieder an die Vorderachse bringen und mit fröhlichem Zweitaktklang durch die schöne Landschaft knattern.

Die Teams durchfuhren Wälder, Felder, Täler, Hügel in buntem Mix, immer auf der Hut, die Objekte auf den Suchbildern zu entdecken. Gemein: In einer Gemeinde waren die Osterhasen aus dem Rahmen entfernt worden, der nun leer am Wegesrand stand. Trotzdem haben alle Teams die Stelle entdeckt. Respekt!

Einen wunderschönen Blick auf das Maintal, etwas durch die grünen Bäume verdeckt, bot der letzte Teil der Strecke, der von den Odenwaldhöhen nach Miltenberg hinab führte. Noch zweimal über den Main gefahren, dann nahm die Ausfahrt im Ausflugslokal „Parkhof“ zwischen Kleinheubach und Miltenberg ihr Ende. Im Schatten der 400jährigen Eiche erholten sich die alten Autos, während der Baum vom Dreißigjährigen Krieg und der Französische Revolution erzählte. Er war Heimat für Generationen von Vögeln, die in seinen Zweigen Nester gebaut haben. Fahrer und Beifahrer beider Geschlechter stärkten sich derweil im Biergarten und ließen den Tag Revue gemeinsam passieren. Edler deutscher Sekt war der Lohn für die Anstrengungen der drei besten Teams Vollmuth/Helmbold, Büttner und Perschbacher. Und die Organisatoren freuten sich, dass ihre Ausfahrt den Oldtimerfreunden so viel Freude bereitet hatte.

Text: Rüdiger Bonneß
Fotos: Lydia Kunkel und Rüdiger Bonneß