Das Wetter meinte es gut mit der Museumsnacht 2025. Während kurz zuvor noch 38 Grad Hitze herrschte, waren es am ersten Samstag im Juli „nur“ noch sonnige 27 Grad. Das lockte viele Oldtimerfreunde aus Aschaffenburg und Umgebung an. Insgesamt waren wohl über 100 Oldtimer auf dem Schloßplatz zu sehen. Und etwa 50 klassische Autos nahmen an der Ausfahrt in den Spessart teil. Dank der Spendenbereitschaft der vielen Oldtimerfahrer konnten 823 Euro für die Alzheimer Gesellschaft Aschaffenburg gesammelt werden.
Die Besucherinnen und Besucher konnten eine breite Palette von Oldtimern aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts über die die chromblitzenden Autos der 50er und 60er Jahre sehen bis hin zu Alltagsfahrzeugen, die gerade erst die Zulassung als historisches Fahrzeug (Mindestalter 30 Jahre) bekommen hatten. Gemäß dem Motto „Transformation“ der Kulturtage wurde die technische und optische Weiterentwicklung des Automobils deutlich. Die Stadt und die Bayerische Schlösserverwaltung hatten dem automobilen Kulturgut wieder den nötigen Raum im Herzen von Aschaffenburg eingeräumt.
Es gab dicke amerikanische Muscle Cars von Buicks der 50 Jahre über Chevrolet Corvette bis hin zur Dodge Viper, aber auch ein wunderbares Ford A Modell. Zwei Citroen 2 CV (Enten), davon eine sogar als patinierte Fourgonette, ein Peugeot 203 mit verkleideten Scheinwerfern und ein Renault R 16 vertraten Frankreich. Bei den Engländer reichte die Palette von Morris Minor Convertible und Triumph Roadster über Jaguar XJ6 bis hin zum Bentley Continental. Für die italienischen Momente im Leben sorgten zwei winzige Fiat 500, aber auch Fiat 124 Spider und Alfa Romeo Spider. Ein Fiat 600 war sogar im Renntrimm erschienen! . In der Mehrzahl waren allerdings die deutschen Oldtimer. Ein wunderbares Mercedes-Benz 220 Cabriolet A glänzte in Schwarz mit dem 190 SL Roadster um die Wette. Zwei Ponton-Mercedes standen einträchtig nebeneinander. Viele weitere Mercedes zeigten stolz den Stern aus Untertürkheim. Zumindest farblich stach ein „Baby-Benz“ als Rennausführung hervor, dessen Signalrot mit der Kleidung der Rettungssanitäter um die Wette leuchtete. Zwei Barockengel-BMW bildeten eine Traumpaarung, ergänzt um eine BMW 2000 Limousine. Aber auch Opel Rekord, Ascona und GT brachten die Autos für Normalverdiener auf den Schlossplatz. Und ein VW Passat Variant hatte wohl eben erst das H-Kennzeichen bekommen. Zwei Volvo Kombis zeigten Sicherheit aus Schwedenstahl. Die japanische Flagge hielt ein Honda CRX hoch. Natürlich war Porsche mit dem 911 vertreten, aber auch viele andere Sportwagen und Limousinen glänzten im Sonnenlicht.
Star des Abends war allerdings eine Einzelanfertigung aus Kanada, die über die Jochen-Rindt-Show nach Deutschland gelangt ist. Der „Magic Carpet“ (Fliegender Teppich) ist mit einem großen Teppich verkleidet. Der Fahrer liegt eher als er sitzt und er steuert das Vehikel über einen kleinen Stick. Oberbürgermeister Jürgen Herzing wagte gut gelaunt eine Sitzprobe. Das Show Car ist fahrbereit. Da der Motor sehr kräftig und das meiste Gewicht auf der Hinterachse ist, gleicht das Fahren einem Balanceakt, damit der Racer vorne nicht abhebt. Vielleicht ganz gut, dass dieses wunderbare Fahrzeug nicht straßenzugelassen ist.
Am späten Nachmittag erfolgte der Start zur von Andreas und Sabine Reinhold organisierten Ausfahrt. Über Leidersbach, Heimbuchental und Kleinwallstadt führte die Strecke durch den Spessart, um entlang des Mains wieder nach Aschaffenburg zu leiten. Trotz der für Oldtimer ziemlich hohen Temperaturen hielten alle Fahrzeuge durch.
Gegen Abend nahm die Zahl der Besucherinnen und Besucher weiter zu, so dass es auf dem Schloßplatz voll wurde. Es war eine gelöste Stimmung wie in einem Sommermärchen zu spüren, die durch den Auftritt der Band „March Mellows Street Band“ noch gesteigert wurde. Die Gruppe feierte ihren 25jährigen Geburtstag und drehte eine Ehrenrunde durch die parkenden Oldtimer.
Nach Sonnenuntergang war immer noch die Faszination dieses Events zu spüren nur langsam leerte sich der Schloßplatz. Einige wenige vergessene Ölpappen dienten als stumme Zeugen des rollenden Museums, das auch den Umweltschutz ernst nahm.
Text und Fotos: Rüdiger Bonneß